Liparische Inseln: Stromboli – Abendliche Besteigung des Vulkans

Mit Spannung erwarteten wir den heutigen Tag, denn geplant war die Besteigung des Stromboli, einem der aktivsten Vulkane auf diesem Planeten. Die Vorzeichen standen gut, da wolkenarmes und windstilles Wetter vorhersagt war.

Trotzdem begann der Tag zunächst ganz gemütlich. Da man den Stromboli wegen der spektakuläreren Sicht abends besteigt, konnten wir zunächst ausschlafen und in aller Ruhe frühstücken.

Gegen Mittag enterten wir im Hafen von Lipari ein Ausflugsboot, das uns in knapp zwei Stunden, vorbei an Panarea, zur gut 40 Kilometer entfernten Insel Stromboli brachte. Dort gingen wir an Land und suchten zunächst ein Bergführerbüro auf.

Aus Sicherheitsgründen ist die Besteigung des Stromboli nur noch in Begleitung von zertifizierten Bergführern erlaubt, die über Funk mit einer vulkanologischen Beobachtungsstation in Kontakt stehen. Hier bekamen wir auch unsere Helme ausgehändigt, die wir im Kraterbereich des Vulkans dann später tragen mussten.

Nach einer kurzen Wartezeit im kleinen Hauptort der Insel ging es dann gegen 15 Uhr in einer größeren Gruppe an den anstrengenden Aufstieg. Über 900 Höhenmeter hatten wir vor der Brust. Ein schmaler Pfad führte uns nach oben, zunächst noch durch mannshohes Gebüsch, später in kleinen Serpentinen über vegetationslose Stein- und Aschefelder. Gerade auf dem letzten Abschnitt unterhalb des Kraters erschwerte die lose Vulkanasche das Vorankommen erheblich.

Schon während des Aufstiegs erfolgten mehrere Eruptionen. Sehen konnte man noch nicht viel, doch zu hören war ein grollendes Fauchen und zusätzlich zu den ständig über den Kraterrand wabernden Dämpfen und Rauchschwaden wurde jeweils eine dunkle Aschewolke vom Wind davongetragen.

Nach knapp 3 Stunden hatten wir dann endlich unser Ziel ereicht und in der langsam untergehenden Sonne bot sich uns ein fantastischer Blick in den dampfenden Hauptkrater des Stromboli. Etwa 150 Meter unter uns quollen Rauchschwaden aus unzähligen Löchern im Berg und es sollte nur wenige Minuten bis zur nächsten Eruption dauern.

Unter lautem Fauchen wurde aus dem Hauptkrater eine gut 70 Meter hohe Aschewolke ausgestossen, aus der Gesteinsbrocken auf den Kratergrund zurückregneten. Wir hatten offensichtlich eine recht aktive Phase des Vulkans erwischt, denn dieses beeindruckende Schauspiel der Naturgewalten sollte sich zu unserer großen Freude fast im 10-Minuten-Takt wiederholen.

Die Sonne war mittlerweile unter kitschigstem Farbenspiel im Meer versunken und die hereinbrechende Dunkelheit intensivierte das Erlebnis auf dem Vulkan noch einmal deutlich. Jetzt konnte man nämlich in den Kraterlöchern den rotglühenden Schimmer der Magma ausmachen und bei den Eruptionen war zu erkennen, das die ausgestoßenen Aschewolken von glühenden Lavabrocken durchsetzt waren. Wie in einer gewaltigen Funkenfontäne flog das geschmolzene Gestein durch den schwarzen Krater.

Wir hätten diesem archaischen Treiben noch stundenlang zusehen können, doch uns stand ja noch der lange Abstieg bevor. Nur im Schein unserer Stirnlampen ging es, erst rutschend über Aschefelder, später über steinige Wege, wieder hinab an die Küste, wo wir gegen 21 Uhr unser Boot erreichten.

Erschöpft, aber glücklich und zufrieden, schipperten wir bei einem erfrischenden Bierchen dann wieder zurück nach Lipari.



Gesamtstrecke: 9.51 km
Maximale Höhe: 912 m
Minimale Höhe: 4 m
Gesamtanstieg: 952 m
Gesamtabstieg: -957 m

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