Nach einer kühlen Nacht mit Temperaturen im einstelligen Bereich krochen wir aus unseren Zelten und blickten auf einen wolkenverhangenen Himmel. Heißer Kaffee und Tee wärmten uns auf und ein erfreulich üppiges Frühstück brachte Energie für den Vormittag.
Gegen 9 Uhr hatten wir unsere Sachen gepackt und waren startbereit. Das Gepäck wurde vom Begleitteam mit 2 Jeeps transportiert, so dass wir nur einen Tagesrucksack tragen mussten.
Langsam aber sicher ließ sich die Sonne immer mehr blicken und leuchtete eine bizarre Traumlandschaft aus. Den Höhepunkt des Tages erreichten wir am späten Vormittag: die Felsenbrücke von Umm Fruth. Die Erosion hat hier einen sehr schön anzuschauenden Felsbogen geschaffen, den wir Dank des griffigen Sandsteins relativ einfach erklimmen konnten, um anschließend in schwindelnder Höhe die Statik des Gebildes ausgiebig überprüfen zu können.
Eine knappe Stunde später trafen wir wieder auf unser Beduinen-Team. An einem sonnigen, windgeschützen Ort, hatten sie bereits ein Lager für die Mittagspause hergerichtet. Wieder gab es ein leckeres jordanisches Gericht und dem angenehmen Wetter geschuldet, eine längere Pause mit ausgedehntem Sonnenbad.
Am frühen Nachmittag machten wir uns wieder auf den Weg. Viel festen Boden bekamen wir auch hier nicht unter die Füsse. Das Laufen im Sand glich einem endlosen Strandspaziergang und war durchaus anstrengend. An einem, von hohen Felsen geschützen Platz, bauten wir schließlich unsere Zelte für die Nacht auf, genossen noch die letzten Sonnenstrahlen und warteten anschließend am Lagerfeuer und unter wieder mal grandiosem Sternenhimmel auf das Abendessen und die Silvesternacht.
Einige Zeit später näherte sich ein Jeep unserem Camp. Vertreter der örtlichen Reiseagentur brachten uns (den Landesbräuchen entsprechend alkoholfreie) Getränke und jordanische Gebäckspezialitäten als Geschenk. Um kurz nach 22 (!) Uhr zündeten dann Unbekannte in Sichtweite eine einzelne Feuerwerksbatterie und unterbrachen damit für eine kleinen Augenblick die tiefe Stille der Wüste.
Für uns entwickelte sich der Abend langsam aber sicher in eine Richtung, die wir so nicht erwartet hatten. Wenn man nach einem anstrengenden Tag müde wird, am Lagerfeuer sitzt und in einen unendlichen Nachthimmel voller Sterne und Sternschnuppen schaut, erscheint es einem plötzlich vollkommen banal und unbedeutend, dass ausgerechnet in dieser Nacht in einem willkürlichen Datumssystem die Jahreszahl um den Wert 1 erhöht wird. Und so sind wir in unsere Schlafsäcke gekrochen und haben zum ersten Mal seit frühkindlicher Zeit den eigentlichen Jahreswechsel glücklich und zufrieden verpennt.
Jordanien 2015/16 – Silvester mal ganz anders
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